Das wandernde Grab der Seherin Sibylla Weiß

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Der Ort: Auf dem Lauberberg bei Höchstadt/Aisch steht die Antoniuskapelle. Wenige Meter  von südlichen Mauer der Kapelle entfernt befindet sich ein Grab, das mit einem schmiedeeisernen Zaun umgeben ist.

Die Geschichte: „Bei Lonnerstadt liegt der Eichwald. Zwischen den Abteilungen Siebenmorgen und Thonbrücke, liegt der Wolfsgraben, ein etwa 50 Fuß (15 m) tiefes, enges Tal; in diesem Wolfsgraben, da wo das Spital zu Höchstadt von alters her den Waldanteil „das Spitalholz“ in Besitz hat, stand nach allgemeiner Sage das Schloss der Sibylla Weiß.

Man zeigt noch den Schlossplatz, die Brückenstelle und den Brunnen, eine Quelle besten Wassers… Die Sibylla Weiß war eine berühmte Wahrsagerin; sie prophezeite Krieg, Viehseuche und den großen Staat der Mannsbilder und Weibsbilder… und alles hat zugetroffen. Wenn sie auf den Antoniberg (am rechten Ufer der Aisch) ging, um dort ihr Gebet zu verrichten, nahm sie ihren eigenen Weg über den Weisachsgrund und über die Wiesen; wo sie hintrat bleibt jetzt noch kein Tau und kein Reif. Als ihr Ende nahte, ordnete sie: „Meine Leiche legt auf meinen Esel, lasst ihn gehen, wohin er will; er wird mich zur Antonikapelle tragen; begrabt mich so nahe wie möglich an die Antonikapelle. Wenn aber einst mein Grab von der Mauer weichen wird, dass ein Reiter herumreiten kann,  dann naht der jüngste Tag“. So ordnete Sibylla Weiß.

Lonnerstädter Männer legten die Leiche in den Sarg, banden ihn auf des Esels Rücken und reihten sich im feierlichen Zuge an. Das Tier blieb in der Aisch stehen, wurde aber angetrieben und ging dann der Berg hinauf bis zur Antonikapelle. Die Männer gruben nun ein Grab hart an der Kirchhofsmauer, senkten den Sarg hinab und machten den Hügel. Wenn es im Frühjahr taut und der Sand von den Gräbern rollt, ss sie immer kleiner werden, rollt auch vom Grab der Sibylla Weiß der Sand, aber ihr Hügel wird nie kleiner.

Als einst der Hügel von der Mauer so weit gewichen war, dass ein Mann beinahe herumreiten konnte, bangte es den Leuten vor dem jüngsten Tag; um ihn abzuwenden bauten die bauten sie die Kirchhofsmauer über die Mitte des Hügels, hat aber nichts geholfen; denn er ist jetzt schon wieder so weit von der Mauer gewichen, dass ein Reiher beinahe herumreiten kann. „Ich fürchte“, sagt der Erzähler, „der jüngste Tag bricht bald an“.

Zitiert nach: Johann Ludwig Klarmann und Karl Spiegel: Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald, 1912.

Im Schatten der Antoniuskapelle auf dem Lauberberg bei Höchstadt an der Aisch liegt ein Grab, umgeben von einem schmiedeeisernen Zaun – ein stummes Zeugnis einer düsteren Prophezeiung, die seit Jahrhunderten fasziniert.

Tief im Eichwald bei Lonnerstadt, zwischen den Abteilungen Siebenmorgen und Thonbrücke, verbirgt der Wolfsgraben ein lang gehütetes Geheimnis. In diesem tiefen, engen Tal soll einst das Schloss der berüchtigten Sibylla Weiß gestanden haben.

Sibylla Weiß sah Krieg, Seuchen und gesellschaftliche Umwälzungen voraus. Ihre Vorhersagen, so heißt es, trafen mit erschreckender Genauigkeit ein. Auf ihren Wegen zur Antonikapelle hinterließ sie übernatürliche Spuren: Wo sie schritt, blieben weder Tau noch Reif zurück – ein Phänomen, das bis heute Rätsel aufgibt.

Als der Tod nahte, traf Sibylla eine letzte, unheimliche Anordnung: "Legt meine Leiche auf meinen Esel und lasst ihn gehen. Er wird mich zur Antonikapelle bringen. Begrabt mich so nah wie möglich an der Kapelle." Doch ihre Worte bargen eine zusätzliche, düstere Warnung: "Wenn mein Grab einst so weit von der Mauer weicht, dass ein Reiter darum herumreiten kann, naht der Jüngste Tag."

Lonnerstädter Männer führten ihren letzten Willen aus. In einem feierlichen Prozessionszug trugen sie den Sarg auf dem Rücken des Esels zur Kapelle.
Die Männer gruben nun ein Grab hart an der Kirchhofsmauer, senkten den Sarg hinab und machten den Hügel. Wenn es im Frühjahr taut und der Sand von den Gräbern rollt, dass sie immer kleiner werden, rollt auch vom Grab der Sibylla Weiß der Sand, aber ihr Hügel wird nie kleiner. Als einst der Hügel von der Mauer so weit gewichen war, dass ein Mann beinahe herumreiten konnte, bangte es den Leuten vor dem jüngsten Tag. Um ihn abzuwenden bauten sie die Kirchhofsmauer über die Mitte des Hügels, hat aber nichts geholfen; denn er ist jetzt schon wieder so weit von der Mauer gewichen, dass ein Reiher beinahe herumreiten kann.
Das Vermächtnis der Sibylla Weiß hält die Region weiterhin in seinem unheimlichen Bann. Ihr Grab auf dem Lauberberg bleibt eine geheimnisvolle Legende.

Zitiert nach: Johann Ludwig Klarmann und Karl Spiegel: Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald, 1912 - mit Perplexity überarbeitet (KI)

In der Nähe der Antoniuskapelle auf dem Lauberberg bei Höchstadt an der Aisch liegt ein besonderes Grab. Es ist von einem schmiedeeisernen Zaun umgeben. Dieses Grab erinnert an eine alte Prophezeiung. Die Prophezeiung fasziniert die Menschen seit vielen hundert Jahren14.

Das Geheimnis im Wolfsgraben
Im Eichwald bei Lonnerstadt gibt es ein tiefes Tal. Es heißt Wolfsgraben. Dort soll früher das Schloss von Sibylla Weiß gestanden haben. Sibylla Weiß war eine berühmte Seherin. Sie hat viele schlimme Dinge vorhergesagt: Kriege, Krankheiten und große Veränderungen in der Gesellschaft. Ihre Vorhersagen sollen sehr genau eingetroffen sein14.

Die Spuren der Seherin
Wenn Sibylla Weiß zur Antoniuskapelle ging, hinterließ sie seltsame Spuren. An den Stellen, wo sie lief, war der Boden trocken. Selbst bei Tau oder Reif blieb der Weg unter ihren Füßen trocken. Dieses Rätsel ist bis heute nicht gelöst.

Der letzte Wunsch von Sibylla Weiß
Als Sibylla Weiß starb, hatte sie einen besonderen Wunsch:
„Legt meinen Körper auf meinen Esel. Lasst den Esel frei laufen. Er wird mich zur Antoniuskapelle bringen. Grabt mich so nah wie möglich an der Kapelle ein.“
Doch sie warnte auch:
„Wenn mein Grab einmal so weit von der Mauer entfernt ist, dass ein Reiter darum reiten kann, dann ist das Ende der Welt nah.“14

Die Beerdigung
Männer aus Lonnerstadt erfüllten ihren Wunsch. Sie legten den Sarg auf den Esel. In einem feierlichen Zug folgten sie dem Esel zur Kapelle. Dort gruben sie ein Grab direkt an der Kirchenmauer. Sie begruben Sibylla Weiß in diesem Grab14.

Das wandernde Grab
Jedes Jahr im Frühling taut der Schnee. Der Sand von den Gräbern rollt dann weg. Die Gräber werden dadurch kleiner. Aber das Grab von Sibylla Weiß wird nie kleiner. Einmal war der Grabhügel schon so weit von der Mauer entfernt, dass fast ein Reiter darum reiten konnte. Die Menschen hatten Angst vor dem Ende der Welt. Sie bauten die Mauer um die Mitte des Hügels. Doch der Hügel entfernte sich wieder von der Mauer. Jetzt könnte fast ein Reiher darum reiten. Die Legende bleibt ein Geheimnis14.

Das Vermächtnis der Sibylla Weiß
Die Geschichte von Sibylla Weiß und ihrem Grab ist noch heute bekannt. Viele Menschen besuchen den Lauberberg. Sie wollen das Grab sehen und an die Legende erinnern.

Zitiert nach: Johann Ludwig Klarmann und Karl Spiegel: Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald, 1912 - mit Perplexity überarbeitet (KI)

Das wandernde Grab der Seherin Sibylla Weiß vo Lonnerstood

Aufm Lauberberch bei Höchstadt a der Aisch stehd die Andoniuskabelln. Weniche Meder vo derer Kabelln wech is a Grab, des mid am schmiedeeisenen Zaun umgem is. Hier ruht der Saach zufolge die Seherin Sybilla Weiß.

Über die erzähld ma sich: Bei Lonnerstood lichd der Eichwald. Zwischa den Abdeilungen Siemmoin und Thonbrügg, lichd der Wolfsgroom, a edwa 50 Fuß diefes, engs Daal. In dem Wolfsgroom, da wo des Spidal zu Höchstadt vo alders her den Waldandeil „das Spidalholz“ in Besitz hod, stand nach allgemeiner Saach des Schloss der Weiß Sibylla. Ma zeichd nu den Schlossbloods, die Brüggnstell und den Brunna, a Quelle besdn Wassers. Die Weiß Sibylla wor a berühmda Wahrsacherin; sie prophezeide Griech, Viehseuch und den groon Staad der Mannsbilder und Weibsbilder … und olls hod zudroffn. Wenn sie aufn Andoniberch am rechdn Ufer der Aisch ging, um dord ihr Gebed zu verrichdn, nahm sie ihrn eichena Weech übern Weisachsgrund und über die Wiesn. Wo sie hindrad blebbd edz nu kaa Dau und kaa Reif. Als ihr End nahde, ordnede sie an: „Mei Leich lechd auf mein Esel, lassd nern gehn, wohin er moch; er werd mich zur Andonikabelln droong.

Begrabd mich so nah wie möglich an die Andonikabelln. Wenn aber einst mei Grab vo der Mauer weichen werd, dass a Redter rumreidn koo, dann nahd der jüngsde Dooch“. So ordnede die Weiß Sibylla. Lonnerstooder Männer lechdn die Leich nein Sarch, banden ihn auf nan Esel und reihdn sich im feierlicjn Zuch an. Des Dier blieb inner Aisch stenga, wurd aber oodriem und ging dann den Berch nauf zur Andonikbpelln Die Männer grum nu a Grab hadd an der Kirchhofsmauer, sengdn den Sarg nunder und machdn den Hüchl. Wenns im Frühjoar daud und der Sand vo die Gräber rolld, dass sie immer glenner wern, rolld auch vom Grab der Weiß Sibylla der Sand, aber ihr Hüchl wird nie glenner.

Als einst der Hüchl vo der Mauer so weid gwichen wor, dass a Moo beinah rumreidn konnd, bangde es die Leud voram jüngsdn Dooch. Um ihn abzuwendn baudn sie die Kirchhofsmauer über die Middn vom Hüchl, hod aber nix gnüdzd; denn er ist edz scho widder so weid vo der Mauer wech, dass a Reider beinah rumreidn koo. Ich fürchd, der jüngsde Dooch brichd bald oo.

Zitiert nach: Johann Ludwig Klarmann und Karl Spiegel: Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald, 1912 - ins Fränkische übertragen (eigene Übertragung)