Impfzentrum schließt – OB und Landrat danken

20. Dezember 2022: Die Bayerische Staatsregierung hat im Oktober die Schließung der Impfzentren zum Jahresende 2022 beschlossen.

Die Impfzentren in Bayern stellen zum Jahresende ihren Betrieb ein. So auch in Erlangen. Am letzten Impftag, Freitag, 23. Dezember, besuchen Oberbürgermeister Florian Janik und Landrat Alexander Tritthart um 14 Uhr das Impfzentrum in der Sedanstraße, um sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu bedanken. Sie stehen zudem für Fotos bei den letzten Impfungen zur Verfügung.   Impfzentrum: Erlanger Modell erfolgreich. Die Bayerische Staatsregierung hat am 25. Oktober beschlossen, dass die bayerischen Impfzentren zum Jahresende 2022 ihren Betrieb einstellen und die Impfungen gegen das Corona-Virus künftig in die medizinische Regelversorgung übergehen. Das Impfzentrum Erlangen/Erlangen-Höchstadt wird am 23. Dezember, fast exakt zwei Jahre nach Impfstart in Deutschland, die letzten Impfungen durchführen. Bis dahin wird das Impfzentrum in seiner Zentrale in der Sedanstraße, mit seinen Außenstellen und mobilen Teams rund 303.000 Impfungen durchgeführt haben. Rund 295.000 Impfungen wurden bis dahin zusätzlich in den Kliniken und Praxen in Stadt und Landkreis verabreicht.

Die Bayerischen Impfzentren wurden im November/Dezember 2020 im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung durch die Kommunen und Landkreise aufgebaut. Im Gegensatz zur überwiegenden Anzahl der bayerischen Gebietskörperschaften, die die Betreiberschaft an Wirtschaftsunternehmen oder Hilfsorganisationen übertragen haben, hatte sich die Stadt Erlangen dafür entschieden, das Impfzentrum für Stadt und Landkreis selbst aufzubauen und zu betreiben. Am 16. November 2020 wurde dafür eine Koordinierungsgruppe unter der Federführung des städtischen Kulturamts gegründet. Unterstützt vom Amt für Brand- und Katastrophenschutz der Stadt ist das Kulturamt bis heute für das Impfzentrum verantwortlich.

Start in Senioreneinrichtungen
Am 27. Dezember 2020 konnte das Impfzentrum ER/ERH die ersten Dosen des Impfstoffes von BioNTech/Pfizer verabreichen. Der Schwerpunkt lag in den ersten Wochen auf der Impfung von Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Angestellten in Senioreneinrichtungen, Pflegekräften, Rettungsdiensten und medizinischem Personal. Mit der Einführung des bayernweiten Registrierungsportals BayIMCO und der Zulassung eines weiteren Impfstoffs des Herstellers Moderna konnten am 25. Januar 2021 gemäß der geltenden Priorisierung die ersten Bürgerinnen und Bürger über 80 Jahren geimpft werden. Stadt und Landkreis hatten alle Seniorinnen und Senioren über 80 Jahren persönlich angeschrieben und zur Impfung eingeladen.

Als Glücksfall erwies sich der Standort des Erlanger Impfzentrums im ehemaligen Sportkaufhaus Eisert in der Sedanstraße 1. Die Immobilie wurde teilweise in entkerntem Rohbauzustand übernommen und innerhalb weniger Wochen zu einer medizinischen Einrichtung ausgebaut, in der es möglich war, unter nahezu perfekten Bedingungen über 1.000 Impfungen am Tag durchzuführen. Am gleichen Standort konnte ein Jahr später für einige Monate auch noch ein eigenes Kinderimpfzentrum eingerichtet werden. Die gute Anbindung an den ÖPNV, die Tiefgarage im Haus und die moderne und freundliche Gestaltung mit einem inzwischen preisgekrönten Leitsystem trugen wesentlich zur hervorragenden Akzeptanz der Einrichtung bei.

Der Erfolg des Erlanger Modells beruhte jedoch vor allem auf einer sich als ideal erwiesenen Zusammenarbeit verschiedener Institutionen im Impfzentrum, die für Professionalität, Kompetenz und Bürgerfreundlichkeit standen. Während die Erlanger Stadtverwaltung für Planung und Gesamtorganisation verantwortlich zeichnete, hatte die Notfallhilfe des Arbeiter Samariter Bundes (ASB) Erlangen-Höchstadt das Impfstoffhandling und – in Delegation des durch die Stadt bestellten ärztlichen Leiters Hans-Joachim Drossel – die Durchführung der Impfungen selbst übernommen. Das Kulturzentrum E-Werk, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich wegen des „Lockdowns“ weitgehend in Kurzarbeit befanden, übernahm bis Ende November 2021 die Betreuung der zu Impfenden. Die Ärztinnen und Ärzte, die im Impfzentrum und in den mobilen Teams vor Ort verantwortlich waren, wurden durch den ärztlichen Koordinator des Landkreises, Thomas Ruppert, eingeteilt und über die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns honoriert.

Außenstellen und Sonderaktionen
Ende des ersten Quartals 2021 stand ausreichend Impfstoff zur Verfügung, sodass es sinnvoll war, die Kapazitäten des Impfzentrums zu erweitern. In der ersten Aprilwoche 2021 wurden in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Erlangen-Höchstadt dauerhafte Außenstellen in Herzogenaurach, Höchstadt und Eckental eröffnet. Parallel dazu konnten die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in die Impfkampagne einsteigen. So war es möglich, in den Monaten April, Mai und Juni 2021 bis zu 20.000 Impfungen pro Woche in Stadt und Landkreis durchzuführen und bald allen Bürgerinnen und Bürgern ein Impfangebot zu machen. Mit der Aufhebung der Priorisierungsvorgaben begann das Impfzentrum im Juni 2021 außerdem mit niederschwelligen Sonderimpfaktionen in kleineren Gemeinden, in Einkaufszentren, Stadtteilen oder bei Veranstaltungen, die bis heute mehrmals wöchentlich durchgeführt werden.

Als im August und September 2021 die Impfzahlen zurückgingen, wurden auf Weisung der Bayerischen Staatsregierung die Kapazitäten der Impfzentren zurückgefahren und die dauerhaften Außenstellen im Landkreis geschlossen und abgebaut. Wenige Wochen später folgte die Empfehlung der Ständigen Impfkommission zur Auffrischungsimpfung und die Nachfrage stieg schlagartig wieder an. Die geschlossenen Außenstellen konnten nicht wieder reaktiviert werden. Neue Immobilien wurden in Herzogenaurach und Höchstadt gefunden und mit dem Unternehmen IZ Bayern für drei Monate ein weiterer Dienstleister für die Impfungen in den neuen Außenstellen einbezogen. Der östliche Landkreis wurde verstärkt von mobilen Teams aufgesucht. In der 50. Kalenderwoche 2021 konnte ein Rekord von 23.647 Impfungen in Stadt und Landkreis aufgestellt werden, etwa zur Hälfte durch das Impfzentrum und zur Hälfte in den Praxen.

Im Februar 2022 war der große Ansturm an Auffrischungsimpfungen weitgehend abgearbeitet. Neben dem Betrieb in der Sedanstraße und im Kinderimpfzentrum standen 2022 niederschwellige Sonderaktionen ohne Voranmeldung mit mobilen Teams in Stadt und Landkreis im Vordergrund. Bis zum 23. Dezember wird das Team des Impfzentrums ER/ERH 265 Sonderaktionen durchgeführt haben, 63 im Stadtgebiet von Erlangen, 202 in den Gemeinden des Landkreises Erlangen-Höchstadt. Parallel dazu hat das Impfzentrum 401 Mal mit mobilen Teams Senioreneinrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung aufgesucht. Jeder einzelne dieser Einsätze muss mit Partnern vor Ort geplant, vorbereitet und organisiert werden, Impfstoff muss disponiert, Fahrzeuge müssen bereitgestellt, Personal und Ärztinnen und Ärzte eingeteilt werden. Die Zentrale in Erlangen war an 484 Tagen geöffnet, die drei Außenstellen im Landkreis wurden insgesamt an 277 Tagen geöffnet. Zudem wurde im August 2021 in den Arcaden eine dauerhafte Impfstation eingerichtet, in der bis zum 16. Dezember an 263 Tagen geimpft wurde. In den Hochphasen waren so bis zu 150 Personen im Impfzentrum beschäftigt.

Oberbürgermeister und Landrat zufrieden
Florian Janik, Oberbürgermeister der Stadt Erlangen, sieht sich bestätigt in der Entscheidung, das Impfzentrum selbst zu betreiben: „Die Erlanger Stadtverwaltung konnte ein weiteres Mal die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes bei der Krisenbewältigung unter Beweis stellen. Dies gilt für die Corona-Pandemie insgesamt genauso wie für die Aufnahme von Geflüchteten und für andere Situationen, in denen unkonventionelles Vorgehen, Kreativität und Organisationskompetenz gefragt sind. Mir sind die damit verbundenen hohen Belastungen für die Mitarbeiter*innen sehr bewusst. Bei aller Tragik, die mit Krisen verbunden ist, können wir auf das Geleistete stolz sein.“ Landrat Alexander Tritthart betont in diesem Zusammenhang: „Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis hat sich ein weiteres Mal als herausragend und beispielhaft erwiesen, eine Zusammenarbeit, die auf großem gegenseitigem Vertrauen beruht. Aus vielen Gesprächen mit anderen Landräten und Oberbürgermeistern kann ich bestätigen, dass wir ein besonders erfolgreiches Impfzentrum bereitstellen und damit eine überdurchschnittliche Impfquote in Stadt und Landkreis erzielen konnten. Dafür danke ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt und des Landratsamts sehr.“

Abbau, Nachbereitung und Hotline
Im Laufe des Januars wird das Impfzentrum in der Sedanstraße abgebaut und an den Vermieter übergeben. Getätigte Anschaffungen müssen, solange sie nicht von anderen staatlichen Stellen benötigt werden, zu Gunsten des Freistaats Bayern veräußert werden. Mehrere hundert Meter Impfakten müssen aufbereitet, archiviert bzw. der Digitalisierung durch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zugeführt werden. Für organisatorische Fragen zur Impfung und Nachfragen zu im Impfzentrum ER/ERH durchgeführten Impfungen wird die Stadt bis auf Weiteres unter der bekannten Rufnummer 09131 86-6500 montags von 9 bis 13 Uhr und donnerstags von 13 bis 17 Uhr eine Hotline bereitstellen.